Vermeidung von Flüchtlingselend muss früher ansetzen Know-How der Deutschen Welle für eine verstärkte Aufklärungsarbeit in den Herkunftsländern nutzen.
Anlässlich der schlimmen menschlichen Tragödien, die viele Menschen während und nach der Flucht aus Ihrer Heimat treffen, erklären die Berichterstatterin für Flüchtlingsfragen im Innenausschuss, Nina Warken MdB und Ronja Schmitt MdB, Mitglied im Europaausschuss:
Die Vermeidung des Flüchtlingselendes muss wesentlich früher und nachhaltiger angegangen werden als bisher. Neben den vom Europäischen Rat beschlossenen Maßnahmen zur Seenotrettung, zur Schleuserbekämpfung und zur Hilfe vor Ort brauchen wir breite Informationskampagnen und Aufklärungsarbeit in den Herkunftsländern der Flüchtlinge.
Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Flüchtlinge erst eingepfercht in Booten merken, auf welche Gefahren sie sich eingelassen haben. Ein großer Teil der Mittelmeer-Flüchtlinge kommt nicht aufgrund von Verfolgung, sondern auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa. Es sind in der Regel auch nicht die Ärmsten und die Ungebildetsten, die oft das Fünffache ihres Jahresverdienstes an kriminelle Schleuser bezahlen. Den meisten wird erst nach der Ankunft in Europa klar, dass die falschen Versprechungen und Vorstellungen nichts mit der Wirklichkeit und den Möglichkeiten von Flüchtlingen in Europa zu tun haben. Zerplatzte Lebensträume, enttäuschte Erwartungen und Rückführungen in die Herkunftsländer wegen illegaler Einreisen könnten in vielen Fällen vermieden werden.
Wir sind deshalb der Auffassung, dass es notwendig ist, bereits in den Heimatländern potentielle Flüchtlinge darüber zu informieren, was sie auf ihrer Reise nach Europa und nach ihrer Ankunft erwartet. Vor allem, weil afrikanische Medien so gut wie gar nicht über dieses Thema berichten.
Die Berichterstattung soll dabei nicht gezielt ein Horrorbild von Europa als abweisendem Kontinent zeichnen, sondern ein realistisches Bild von Menschen, Kulturen und wirtschaftlichen Chancen für Flüchtlinge wiedergeben. Es soll sowohl über die ausbeuterische und menschenverachtende Praxis von Schleusern und Menschenhändlern berichtet, als auch auch gezielt über die Chancen und Möglichkeiten einer legalen Zuwanderung nach Europa informiert werden. So verhindern wir nicht nur tödliche Flüchtlingskatastrophen bereits im Vorfeld, sondern steuern zudem intelligent die erforderliche Zuwanderung von Fachkräften in den europäischen Arbeitsmarkt.
Das erforderliche Know-How und die besten Voraussetzungen für eine solche Aufklärungskampagne bietet die Deutsche Welle (DW) als öffentlich-rechtlicher deutscher Auslandssender.
Die DW widmete dem Flüchtlingselend im Frühjahr eine eigene Themenwoche und gehörte damit zu den ersten Sendern, die in Afrika intensiv über das Thema berichteten. Mit Radio-, Online- und Social Media-Angeboten in 30 Sprachen erreicht die DW täglich Millionen Menschen in ihren Landessprachen – auch dort, wo lokale, oft staatlich gelenkte Medien versagen.
Dadurch ergänzt die Deutsche Welle in medialer Hinsicht bes- tens das außenpolitische Profil Deutschlands, das auf Dialog statt Dominanz setzt. Wir meinen, dass dieses Know-How in der aktuellen Situation noch stärker genutzt werden muss.